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Freitag, 9. Juni 2006

Eigentlich beginnt die Reise schon am Tag/in der Nacht davor...

Ich hab gerade den Seesack auf die TDM geschnallt und richte das Lammfell noch ein. "Eine Proberunde muss gefahren werden...". Ok, auf die Maschine, anstarten, aus der Garage raus. Uiiii... Etwas sehr wackelig. Ich fahre von Berndorf Richtung Großau, ein nettes kurviges Waldstück. Die Fuhre fährt sich in der Kurve wie auf Eiern. Verdammt. Wieder zu Hause angekommen, ganzes Gepäck noch mal runter (Wahnsinn, drei Koffer, ein Seesack und ich auch noch). Alles auspacken und neu sortieren. Es ist jetzt ungefähr 23:15, ich sollte um 6:30 in Nickelsdorf sein. Ok, das ganze Gepäck ist wieder drauf und die schwerpunkttechnischen Berechnungen sagen mir, dass es diesmal gehen sollte. Ich verzichte auf eine weitere Runde und verschließe die Kleine in der Garage. Rein in die Wohnung und ab ins Bett. Ich kann nicht gleich einschlafen, viel zu groß ist die Freude und die Aufregung über den morgigen Tag. Zwei Wochen werden wir unterwegs sein. So lange haben wir uns auf diese Reise vorbereitet. Endlich gehts los...

Verdammt, ich hab verschlafen. Ich muss in einer Stunde in Nickelsdorf sein, sollte aber noch tanken. Naja, wird sich schon ausgehen. Das Duschen lass ich mal aus und ich werfe mich ins Motorradgewand. Ach ja, da war noch was: der Tankrucksack; der muss auch noch aufs Bike. Ok, wenn ich jetzt noch was vergessen habe muss ichs mir halt kaufen.

Zu meinem Erstaunen geht die TDM in den Kurven jetzt ausgezeichnet. Im Laufe unserer Reise werde ich noch öfters feststellen, dass dieses japanische Ding dafür ausgelegt ist, dass man es entweder vollbepackt oder im Soziusbetrieb fährt.

Mit geringer Verspätung setzte ich zur Landung in Nickelsdorf an. Christian wartet schon bei der Grenzstation.



23.

Kurzer Smalltalk, er wirft den wirklich mächtigen V2 der Harley an und wir fahren los. Genau 250 Meter weiter bleiben wir wieder stehen. Die Ungarn sind nämlich ganz scharf darauf dir eine Vignette zu verkaufen, die in Relation zu Österreich wirklich teuer ist. Wenn wir schon stehen können wir auch gleich unseren ersten gemeinsamen Kaffee trinken.



Aber jetzt gehts wirklich los. Nach der kurzen Pause schmeißen wir uns auf die Autobahn Richtung Budapest. Mit gemütlichen 110 km/h sind wir zwar nicht die schnellsten, aber wir kommen gut voran und werden auch nicht so schnell müde. Wir passieren Budapest auf der Umfahrungsstraße, die wie immer voll ist. Weiter gehts Richtung Szeged über Keczkemet. Oh... Die haben die Autobahn ausgebaut. Jetzt kann man bis Szeged auf der Autobahn fahren. Szeged ist eine schöne Stadt, wir lassen sie allerdings links liegen um gleich Richtung Rumänien zu fahren. Von meinen früheren Fahrten weiß ich, dass Rumänien zwar zeitlich ein Mehraufwand ist, allerdings landschaftlich reizvoller. Wolfgang, ein guter Freund von mir und Rumänienkenner, empfiehlt uns von Szeged direkt Richtung Timisoara zu fahren. Der Grenzübergang wurde kürzlich erst gebaut und ist für den Schwerverkehr gesperrt.


Die Grenzbeamten sind durchwegs freundlich, erkundigen sich nach meiner, vorallem aber nach Christians, Maschine. "Wieviel PS, Hubraum. Wieviel kostet es?" Als Christian ihnen den Preis sagt sind sie leicht fertig. Man merkt, der ehemalige Ostblock rückt näher.

 

Wir passieren die Grenze zu Rumänien. Ein erstes Glücksgefühl steigt in mir auf, ich bin mit meinem Motorrad in Rumänien, Wahnsinn!! Wir parken uns nach der Grenzstation ein und machen eine Zigarettenpause. Dort treffen wir Gavin Bell, ein Brite, der in Rumänien lebt und in ganz Osteuropa Wildtierparks errichtet. Er ist auf einer R 1150 GS unterwegs und lädt uns ein, bis nach Brebu Nou zu fahren, dort treffen sich heute alle Biker um zur gerade beginnenden "Enduromania" aufzubrechen. Er meint dort gibt es viele lässige Leute, günstiges Quartier und gutes Essen. Das ist nach unserem Geschmack.



Ich such mir Brebu Nou auf der Karte raus und wir fahren wieder. Und, dass war ja ganz klar, es beginnt zu regnen. Aber nicht nur ein bisschen, nein, es beginnt zu schütten, als würde die Welt untergehen. Wir fahren über Timisoara und Resita Richtung Brebu Nou. In Resita regnets zwar nicht mehr, aber wir haben schon 700 km am heutigen Tag zurückgelegt sind müde und ... wir haben uns verfahren. Verdammt. Es ist praktisch nichts beschildert, meine Karte ist viel zu klein um sie in Resita als Stadtplan zu verwenden aber nach gut einer dreiviertel Stunde und einer Diskussion mit einem Obdachlosen, des uns wahrscheinlich seine Mutter verkaufen wollte, so genau war das nicht zu verstehen, haben wir den Weg aus der Stadt gefunden und sind auf den Berg gefahren. Und dort begann dann das eigentliche Desaster. Die Straße war nur mehr fragmenthaft vorhanden. Irgendwo zwischen Resita und Valiug (Franzensstadt) sind wir auf einer Lichtung stehengeblieben.

 

Mein Vorschlag, resultierend aus Erschöpfung und leichtem Unbehagen wegen des Regens, das Zelt aufzubauen und hier zu übernachten wurde von Christian wie folgt als eher nicht so gut eingeschätzt. Es war gerade die Zeit als sich der Bär Bruno in unseren Wäldern herumtrieb. Und zu dessen Fang zogen die Behörden zuerst finnische, dann rumänische Bärenfänger hinzu. Der logischste Gedanke war: wenns rumänische Bärenfänger gibt, muss es zwangsläufig auch rumänische Bären geben... Ich war zwar nicht ganz von der Gefählichkeit des Zeltens überzeugt, aber gut, wir fuhren weiter. In Valiug, 25 km vor Brebu Nou war dann Schluss. Wir blieben bei einer Pension stehen und erbaten Unterkunft für eine Nacht.

Nun gut, die gute Frau kann kein Deutsch, wir kein Rumänisch. Sie sagt, bzw. deutet mit Händen und Füßen, einen Preis in Lei. Klingt viel, ist es aber nicht. Sind ca. 10 Euro pro Person, ohne Frühstück. Ein junger Mann kommt, der Schwiegersohn der Hausherrin, und spricht uns auf Deutsch an. Er ist vor sieben Jahren nach Deutschland ausgewandert um dort zu arbeiten. So ein Glück. Wir nehmen das Zimmer und gehen erstmal heiß duschen (nacheinander natürlich) und schließen unseren ersten Tag mit einem gepflegten Blonden und einem wahnsinnig guten Abendessen ab. Der Hausherr erzählt uns von seiner Arbeit in Deutschland. Auf die Frage hin, ob es in Rumänien Bären gibt, zeigt uns der passionierte Jäger ein Foto mit einem 4 m² großen Fell. "Den hab ich geschossen bevor ich wegging!" Na Prost!

Weitere Bilder:

Freundliche Tankwarte fotografieren uns



Hauptstraße in Rumänien



selbe Straße - andere Richtung

 

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