weiterweg.at

Österreich - Slowenien - Kroatien - Bosnien - Montenegro

Sonntag, der 26. August 2007, 8:00 Uhr (morgens!!)

Nach wahnsinnig langer Vorbereitungszeit, nämlich ziemlich genau ein Jahr, fällt auf einmal alle Last von mir ab. Ich setze mich auf die (voll)beladene BMW und erwecke den Boxer zum Leben. Im Wagen vor mir fährt (tja, das kennen wir doch, oder?) meine Traumfrau mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Richtung vereinbarten Treffpunkt, das Café Blaustern. Die Reise beginnt für mich eigentlich schon jetzt. Hier, beim Verlassen der Wohnung, beim Abschied nehmen von zu Hause. Mein Herz schlägt mit erhöhter Frequenz bis zum Hals. Ich bewege die Q auf dem mir bekannten Weg durch Wien, Richtung 9. Bezirk, Richtung Café Blaustern. Ausnahmsweise pünktlich kommen wir an, noch keiner da außer uns. Doch gleich nach uns trifft Christian mit seiner Freundin Nina ein. Nach und nach kommen alle Freunde. Ich freue mich, dass so viele Leute gekommen sind, es ist ja schließlich eine unchristliche Zeit!













Um ca. 9:30 Uhr verlassen wir das Blaustern. Wir fahren über den Gürtel und die Triesterstraße zur Autobahn, um damit Wien endgültig für ein paar Tage hinter uns zu lassen. Ich kann es kaum glauben, wir sind wieder gemeinsam unterwegs! Der Weg führt uns über die Südautobahn nach Graz, der Verkehr ist heute, Sonntag nicht sehr dicht. Über die A9 geht es weiter nach Slowenien, welches wir im Eilestempo hinter uns lassen. Wir wollen schließlich heute noch nach Kroatien.













Nach einer anstrengenden, aber sehr schönen ersten Tagesetappe schlagen wir unsere Zelte (im wahrsten Sinne des Wortes) in der Nähe der Plitvicer Seen auf. Christian erzählt mir, dass hier die Winnetou Filme gedreht wurden. Aha - wieder eine Wissenslücke gefüllt (ich glaube, ich habe keinen einzigen dieser Filme durchgestanden ;o). Am Abend fahren wir in ein nahegelegenes Restaurant um unsere ersten Cevapcici zu essen, denn das ist eines der drei Ziele, die wir auf unserer imaginären Liste haben. Sie waren, naja, sagen wir wie die Straße in Rumänien im Vorjahr. Nach dem ersten Abendmahl fahren wir zurück ins Zelt und gönnen uns beim hauseigenen Rastaurant noch ein Bierchen. In meinem Tagebuch finde ich folgende Worte wieder: "Die sanitären Anlagen sind wirklich fein. Der Campingplatz an sich bekommt von mir nur eine 2, da er im Gefälle gebaut ist und ich über die Isomatte immer nach unten rutsche." Wenn ich gewusst hätte, was uns noch erwartet, hätte ich einen Römische Einser mit Riesen-Plus vergeben, dazu aber erst später mehr. Einige Daten zum Campingplatz: Camping Borje, 44°45,914'N 15°41,274'E, € 12,50 pro Person, Zelt und Motorrad, inkl. Strom











Montag, der 27. August 2007

Kroatien hat einiges zu bieten, vor allem landschaftlich. Wir durchstreifen die Region auf unseren Maschinen und können leider nur einen Bruchteil der ganzen Schönheit in uns aufnehmen. Unser Weg führt uns an unserem zweiten Tag von den Plitvicer Seen nach Zadar, wo wir zum ersten Mal heuer am Meer sind. Wir gönnen uns ein Päuschen und essen zu Mittag. Da es wirklich schon fast unerträglich heiß ist, nutzt Christian die Chance und hüpft zur Abkühlung ins Meer. Als Umkleidekabine dient uns ein Wartehäuschen bei einer Bushaltestelle. Während wir uns unserer Schwimmsachen entledigen um wieder in die Motorradkluft zu steigen, fahren geschätzte 300 Autos an uns vorbei. Christian komentiert das fast emotionslos mit:"Schade, dass wir keinen Laptop mithaben, dann könnt ma uns morgen in Youtube anschauen!". Nach dem unfreiwilligen Strip geht es weiter über Split und den kleinen bosnischen Landzipfel nach Dubrovnik. Eine Fotosession mit der Altstadt im Hintergrund darf hier natürlich nicht fehlen. Hinter Dubrovnik, in Kupari, campen wir zum zweiten Mal und essen, wie könnte es anders sein, Cevapcici. Diese hier sind aber wesentlich besser! Anbei ein paar Impressionen des Tages.































































Dubrovnik bei Sonnenuntergang ist sehr zum empfehlen, vorallem für all jene, die romantisch veranlagt sind (also genau das richtige, für zwei Männer, die alleine ohne ihren Frauen unterwegs sind). Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich meine Frau mehr vermisse denn je. Bei diesem Anblick hätte ich sie gerne, wie auf der gesamten Reise, bei mir gehabt.

Wie eh und jeh gehen Christian und ich abends essen (habe ich ja oben auch schon erwähnt) und unterhalten uns über die weitere Route. Morgen gehts über Montenegro nach Albanien. Wir sind beide sehr gespannt, wie es denn dort so werden wird.









Dienstag, der 28. August 2007

In der Nacht habe ich anfangs nicht einschlafen können. Dauernd musste ich mich vergewissern, dass es nicht regnet, denn ununterbrochen sind kleine Nadeln von den Bäumen auf mein Zelt gefallen und das hatte eine wahnsinnige Ähnlichkeit mit Regentropfen. Und wer schon mal bei Regen gezeltet hat ist meistens davon geheilt. Der nächste Schock kam beim Benützen der sanitären Anlagen. Zur Info: beim einchecken sagte die Dame an der Rezeption, wir sollen im vorderen Bereich bleiben, da sind die Sanitäranlagen schöner. Das taten wir auch ganz brav. Ich möchte nicht wissen, wie sie weiter hinten gewäsen wären, hoffe aber, dass es sich inzwischen gebessert hat! Hier noch die Daten: Campin Kupari, 42°37,472'N 18°11,362'E, € 10,00 pro Person, Zelt und Motorrad, inkl. Strom















Wir fahren weiter und passieren die Grenze nach Montenegro und werden zurückkatapultiert. Hier ist es auf einmal merklich "ärmer" geworden. Nicht so schlimm, wie in anderen Erdteilen, aber doch merkbar. Aber es kann auch an diesen Städten nach der Grenze liegen, die in jedem Land alle irgendwie ihr eigenes Flair haben und wo man so schnell wie möglich wieder weg will. Ich zumindest...









In Kotor machen wir zu Mittag Rast. Christian hat bemerkt, dass sein Fedebein Öl verliert und der Gabelsimmering tropft auch. Naja, zumindest den Simmering sollten wir tauschen. Wir rufen beim BMW Service in München an um zu fragen wo wir eine geeignete Werkstadt finden. Der freundliche Herr versichert uns, uns gleich zurückzurufen, jedoch tat er es nicht, also warten wir heute heute noch auf seinen Anruf (vielleicht liest das mal einer von den BMW Servicelinemitarbeitern und denkt an uns :o) - naja, Kismet eben. Bevor wir ein Mahl zu uns nehmen, müssen wir zuerst Landeswährung bekommen. Christian geht in eine Postfiliale und will einen 50er wechseln. Die Kassiererin fragt, ob er ihn in 10 oder 20 Euroscheine wechseln will. Na wie jetzt?!? Aha, stimmt, da war noch was. Montenegro hatte ja die Deutsche Mark als Währung. Und nachdems die nicht mehr gibt, ist es jetzt zwangsläufig der Euro. Und wieder was dazugelernt. Kotor ist eine feine Stadt, wirklich preiswert und schön. Hier kann ich mir vorstellen wieder Urlaub zu machen.





















Tja, jetzt sind sicher schon eineinhalb Stunden vergangen, und der BMW Mensch hat immer noch nicht angerufen (wie ich das hier schrieb, waren schon einige Jahre vergangen). Das Essen war sehr lecker und irgendwie zieht es uns weiter. Da fährt auf einmal eine Harley am Café vorbei und hält nach dem Umdrehen vor selben. Wir gehen zu dem Typen auf der Sportster und fragen ihn, ob er eine Werkstatt hier kennt, wegen den Gabelsimmeringen. Sofort führt er uns eineinhalb Stunden durch Kotor und wir suchen gemeinsam nach einer Moppedwerkstatt. Der nette Herr ist zwar ursprünglich von hier, wanderte aber nach Italien aus und ist jetzt bei seinem Cousin auf Besuch. Leider bleibt die Suche erfolglos. Wir bedanken uns recht freundlich für die Hilfe und ziehen ebenso von dannen wie er. Tja, unentgeltliche Gastfreundschaft wird hier eben noch praktiziert. Gott sei Dank.



Wir schlängeln uns weiter durch die Landschaft und verabschieden uns, nachdem wir zahlreiche kleinere und größere Hotelanlagen mit noch zahlreicheren Wasserparks passiert haben, vorerst mal vom Meer. Unser nächstes Ziel heißt ja schließlich Albanien. Wir fahren also Richtung Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, weil ich dort einen BMW Händler samt Werkstatt vermute. Auf dem Weg dorthin, mitten in der Pampa, verweist ein handgeschriebenes Schild mit Pfeil nach links auf ein "BMW-Servis". Hah, denke ich, es gibt sogar schon vor der Hauptstadt eine BMW Werkstatt. Wir schlängeln uns einen Feldweg entlang und kommen auf ein Einfamielienhaus mit Doppelgarage zu, wo zwei Männer, vielleicht Vater und Sohn, in öligen Arbeitsoveralls bereits auf uns zu warten scheinen. Zumindest ernten wir von Ihnen erstaunte Blick, als wir mit unseren Bikes vorfahren. Kunden gibt es auch, die natürlich sofort zum Fachsimpeln anfangen. Hubraum, PS, Geschwindigkeit. Das sind die wirklich wichtigen Dinge hier.

Christian erklärt dem Herren sein Problem mit den Simmeringen (NICHT den Simmeringern!). Oh, das ist kein Problem, er kann sie sofort tauschen. Na toll! Wir wollen gerade absteigen, da fragt er, wo wir denn die Ersatzteile hätten, damit er gleich anfangen kann. Wie? Ersatzsimmeringe? Wir? Nein, nie gehört. Sch***e. Weder Christian noch ich haben Ersatzsimmeringe mit. Der Mann ist sichtlich enttäuscht uns nicht helfen zu können. Aber er telefoniert gleich mit drei Kumpels und kommt dann freudenstrahlend auf uns zu und sagt, dass er welche auftreiben kann. Super, denken wir uns. Das dauert aber sechs Wochen, bis sie bei ihm sind, meinte er. Uns entglitten abermals alle Gesichtszüge und der Mann war sichtlich noch mehr enttäuscht als vorher. Wir bedankten uns aber trotzdem für seine wirklich aufwendigen Bemühungen und stiegen wieder auf unsere Maschinen. Da kommt der Mechaniker nochmals auf Christian zu und sagte ihm mit mahnender Stimme:"Piano! Piano! Njema problema Vienna!" Also auf gut Deutsch, wenn wir langsam und sehr behutsam fahren, kommen wir wahrscheinlich ohne Probleme bis Wien. Ich beginne lauthals zu lachen. Der arme Kerl schaut mich verdattert an. Ich erkläre ihm, dass wir erst den dritten Tag unterwegs sind und noch ca. 9000 km bis zum Ararat und wieder zurück vor uns haben. Jetzt entgleisen seine Gesichtszüge und er bekreuzigt sich. Mit vielen Glückwünschen ziehen wir weiter, mal sehen, was es in Podgorica an Werkstätten gibt.







Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Hauptstadt und nach noch kürzerer Suche den BMW Händler. Wir setzten uns in den Verkaufsraum, der auf ca. 15 Grad runterklimatisiert ist und warten, Wasser trinkend, auf den Mechaniker. Der kommt und wir schildern ihm unsere Probleme. Leider kann auch er nichts für uns tun, die Teile aus Deutschland brauchen vier Wochen bis sie da sind, weil einbauen könnte er sie sofort. Ich frage mich, ob es eine Prüfung ist, vielleicht von Gott oder einem höheren Wesen oder was weiß ich, zu lernen die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. In diesem Fall blieb einfach nichts anderes über, wenn wir weiter wollten. Mein erstes wirklich tiefgreifendes Erlebnis auf dieser Reise: Nimm die Dinge wie sie kommen, vorallem, wenn du sie nicht ändern kannst. Mach das Beste daraus und genieße die Zeit, verdirb sie nicht mit Sorgen. Ich weiß nicht warum ich so empfinde, es ist ja nicht mal mein Motorrad, dass diese "Panne" hat. Vielleicht ist es einfach nur eine Eingebung...

 

Powered by CMSimple| Template: ge-webdesign.de| Login